Ich weiß noch wie meine Eltern mich mahnten.
„Lena, sei bitte ein bisschen ruhiger, dass ist ein privater Ort hier.“
Jetzt verstehe ich sie.
Ich wollte auch nur noch schlafen und meine Privatsphäre,
seitdem ich hier bin.
Doch mich weckte ständig eins.
Ich sah ihn wieder, direkt über mir, erst sein weißes
verschwitztes Shirt und seine grüne Jacke, dann
sein unrasiertes, altes Gesicht und seine schiefen Zähne.
Ich mahnte mich zur Ruhe, obwohl ich ihn förmlich riechen
konnte.
Es schien, als würde er nach etwas greifen – hinter mir.
Was hast du vor?, fragte ich mich leise.
Immerhin schien er sich Mühe zu geben
nicht auf mich drauf zu fallen. Er wusste ja noch nicht das er mich
geweckt hat und ich ihm helfen konnte – vielleicht hatte er auch
was anderes vor.
Nicht bewegen!, ermahnte ich mich selbst.
Er war ein Hüne, mindestens zwei Meter groß, als ich sah
wie er sicher wieder behände aufrichtete und aus meinem
Blickfeld verschwand. Ich wollte durchatmen.
Aber ich schluckte die Luft wieder runter in die Lunge,
denn plötzlich versperrte es mir die Sicht und ich
hörte ihn eine seltsame, schiefe Melodie pfeifen.
Achtung!, schoss durch meinen Kopf und ich konnte
Sirenen hören, wie bei einem Nottauchgang eines U-Boots
und ausgerechnet das kratzen, wie ich es über mir hörte,
lies mir die Haare immer aufs Neue zu Berge stehen.
Ich wollte schreien, aber ich lies mich von der Geborgenheit,
unter meiner dicken Decke und meinem weichen Kissen
trösten und wartete so gut, wie ich noch konnte.
Mein Herz wollte schneller schlagen und langsam wurde
es hier unten richtig heiß. Die Luft wurde knapp, aber ich hörte
ihn immer noch.
Nicht bewegen, du kannst immer noch aufwachen und ihn
verjagen, erinnerte ich mich.
Sobald du ihn spürst…
Doch plötzlich sah ich ihn.
Er lächelte und pfiff die Melodie – von vorne.
Ich sah ihn wieder, wie durch die Maschen eines Pullovers.
Die Figur, neben mir, war verdeckt und der Himmel
sah plötzlich so anders aus. Es war ein Kaleidoskop.
Nur blieben die Kacheln in der selben Form und waren
blau oder, abwechselnd, weiß.
„Warte!“, ich sah ihn gehen, doch spürte ich auch einen
tief sitzenden Schmerz.
Was hast du getan?“, doch er ging weiter und lies mich
zurück, allein mit einem Schmerz, der so schlimm war das
es mir förmlich die Lungen zu schnürte und ich am liebsten
kreischen wollte.
„HEY!“, schrie ich auf.
„Verlass mich nicht.“
Ich hoffte mehr durch diese Maschen zu erkennen, aber
ich sah sie nur an und es war kein Muster zu erkennen,
teilweise schien dieser Pullover an manchen Stellen dünner
zu werden oder, dicker.
Plötzlich spürte ich wie es in
meiner Brust noch stärker begann zu pochen.
Das waren Tannenzweige.
Wie ich sie früher mit meinen Eltern verteilte,
ich schluckte.
Bei meiner Oma, am Grab, vor dem Winter.
Ich begriff langsam wieder und versuchte mit
meinen Zähnen an meiner Unterlippe zu knabbern,
um wenigstens der Traurigkeit Herr zu werden,
aber es half nichts, es half nicht mal mehr die
Geborgenheit meines Bettes.
Nein! Ich war immer noch hier und mein bester
Freund war ein Gärtner angestellt, offensichtlich, von
meinen Eltern.
Ich weiß noch nicht mal ob ich sogar weinte, oder ob
es nur ein Schluchzen war, was mir so sehr die
Kraft nahm, dass ich einfach nur noch wieder
einschlief.
Wie damals, als ich glücklich und
erschöpft zu meinen Eltern ins Auto stieg und
wir vom Strand aus nach Hause fahren wollten.
– Happy Halloween und denkt doch mal wieder an eure Liebsten 😉